Andi Wittmann im Interview – vom Action-Held auf Dirt-Bikes durch die Luft fliegend zum Invaliden in einem Moment – diese plötzliche Veränderung im Leben war auch für den bayerischen Sunnyboy nicht leicht zu verdauen. Wie ihm E-Mountainbikes wieder auf zwei Räder geholfen haben und was der junge Familienvater und Markenbotschafter für Haibike in seinem neuen Leben als Bike-Profi macht, lest Ihr hier!
Andi Wittmann in Interview – Action auf dem E-MTB | Foto: Andreas Jacob
Andi Wittmann im Interview – vom Akrobat zum E-Bike-Profi
Contest-Fahrer im Slopestyle, Foto-Athlet sogar auf dem Rennrad oder Show-Akteur und Streckenbauer – das Leben als Profisportler auf Mountainbikes war für Andi Wittmann stets abwechslungsreich. In Camps konnte er sogar als Coach sein Können auf Freeride- und Downhill-Bikes an die jüngeren Generationen weitergeben. Das auf einen Schlag all das vorbei sein könnte, hatte der sympathische Fahrrad-Freak nicht auf den Plan gehabt.
Liquid-Life: Hi Andi! Quasi unfreiwillig bist Du zum E-MTB Botschafter bei Haibike geworden. Wie kam es dazu und was war vorher Dein Job?
Andi Wittmann: Servus allerseits. Ganz genau, seit über 2 Jahren bin ich nun bei Haibike. Bis August 2015 war ich Mountainbike Freeride Profi und mit Giant Bikes als Hauptsponsor habe ich bei Slopestyle Events teilgenommen, Videoprojekte umgesetzt und das Nine Knights Event organisiert. Am 1. August 2015 bin ich bei einer Show schwer gestürzt und habe mir beide Füße sehr kompliziert gebrochen. Nach 4 Monaten Rollstuhl und der Prognose, dass ich nie wieder wirklich gehen geschweige denn biken kann, brachte mich das E-MTB wieder auf einen Berggipfel. Das hat bei mir die Einstellung zu diesem Sport um 180 Grad gedreht, es ist einfach der Wahnsinn was es für Vorteile mit sich bringt.
Welche Meinung hattest Du zu E-MTBs als sie neu auf dem Markt waren?
Erstmal war ich als Vollblut-Mountainbiker definitiv nicht erfreut. Beim Training hab ich bergauf immer probiert mich mit dem E-Bikern zu battlen und fand es einfach nur lächerlich. 😉
Haibike hat mit Sam Pilgrim einen Dirtjump-Experten unter Vetrag genommen, der in seinen Videos mit dem E-MTB bereits fette Tricks über große Hügel zieht. Ist das aus Deiner Sicht mehr Image-Aufpolieren oder welchen Sinn kann man als Fachkundiger dort erkennen? 360s und Backflip-Kombos waren bisher ja kein Spezialgebiet für E-MTBs…
Hehe, am Ende geht es ja meist um ein gutes Image oder? Es soll denke ich einfach zeigen, dass ein E-MTB überhaupt nicht träge und schwerfällig ist. Man kann damit richtig Spaß haben, es auch in der Luft stylisch bewegen und es macht eine Menge Spaß. Die Vielseitigkeit wird somit auch unterstrichen. UND es ist was anderes, was die Anderen machen und DAS ist immer super in der heutigen Zeit, wo es eh super schwierig ist sich zu etablieren.
Als Foto-Fahrer bist Du auch auf Rennrädern etc. unterwegs. Welche Spielart des Radfahrens macht Dir am meisten Spaß?
Keine 😉 Der Mix aus allen verschiedenen Rädern macht es für mich aus. Ich bin nun seit 12 Jahren als Profi auf dem Bike unterwegs und ich kann echt sagen, dass es nie langweilig wurde und wird. Wenn ich keine Lust mehr auf das Freeride-Bike habe, gehe ich eine Runde Rennrad fahren und schalte einfach mal auf Durchzug. Alles ist möglich, einfach der Hammer und dann habe ich auch noch das Glück, dass Haibike die komplette Produktvielfalt anbietet, ein Traum!
Als frischer Daddy planst Du bestimmt auch Radfahr-Aktivitäten mit dem Nachwuchs. Anhänger, Kindersitz – was reizt Dich am meisten für Dein Haibike?
Yes, ein weiterer positiver Punkt des E-MTBs. Bereits in der Schwangerschaft meiner Freundin hat das E-Bike sich als top Sportgerät herausgestellt. Wir waren beide mit Motor unterwegs und konnten bis kurz vor Entbindung zusammen Biken gehen, Bergerlebnisse genießen und unserer Psyche bestärken. Super wertvoll! In Zukunft haben wir schon eine tolle Thule Ausstattung bekommen mit einem Wahnsinns Anhänger und ich freue mich schon den Kleinen mit nach Oben zu ziehen und die frische Bergluft zu genießen.
Andi Wittmann Doku from beechstudios on Vimeo.
Wenn der Kleine dann irgendwann selber immer MTB-affiner wird, denkst Du ein spezielles Kids-EMTB wäre eine Option?
Mei, da ist ja noch etwas Zeit. Erstmal sind die Laufräder ja der absolute Wahnsinn. Da lernen sie so schnell Gleichgewicht zu halten und dann werden wir sehen wohin es geht. Mit Motor fahren hat aber Zeit finde ich, dass soll er dann selbst entscheiden 😉
Du bist schon lange in der Bike-Szene und -industrie aktiv und kennst Dich aus. Wie prognostizierst Du den Anteil der E-Bike-Fahrer/innen im MTB-Bereich im Verhältnis zu den Biker/innen ohne Motor-Unterstützung? Werden Letztere bald seltene Ausnahmen sein?
Puh, schwierig. Noch sind es mehr normal Biker, aber ich glaube wir haben schon bald die 50% erreicht. Gerade weil so viele neue Kundengruppen dazu kommen, die davor noch gar nicht unterwegs waren.
Früher hast Du stets an neuen Tricks oder Deinem Style gearbeitet. Welche neuen Dinge, die Du noch nicht kannst, willst Du auf dem E-MTB als Challenge erlernen?
Zum Glück ist meine Sucht nach den Challenges etwas abgeflacht und ich bin auch so echt zufrieden. Mir geht es allgemein sehr viel darum einfach draußen sein zu können, flowige Trails zu fahren und einfach das Bike zu spüren, es kontrollieren zu können etc. – da zählt mehr das Gesamtergebnis das ich aus jeder Tour mitnehme und diese mit Anderen zu teilen.
Trialige Bergauf-Passagen reizen viele Könner, die aufs E-MTB steigen. Siehst Du das als Nische oder glaubst die Klettersteige werden in Zukunft immer mehr als Uphill-Spielwiesen genutzt werden?
Sehe ich als Nische. Klar macht es Spaß mal rumzuspielen und da wären wir wieder bei den kleinen Challenges – jeder geschaffte technische Uphill ist ja auch ein top Erfolgserlebnis… Ich selber bin auf jeden Fall lieber auf flüssigen Trails unterwegs, sei es bergauf oder bergab – Schlüsselstellen machen es interessant, aber zu lange zu technisch macht es für mich schnell zum Flop 😉
Auch Daddys lieben das Spielen im Schnee!Wo und auf was für Bikes siehst Du Dich in 10 Jahren?
Ich hoffe dass meine Pläne, die ich mit dem Thema E-MTB habe fruchten und ich auch in 10 Jahren genau das weitergeben kann. Und ansonsten bin ich für alle neuen Challenges offen – auch meine Nebentätigkeit als Fahrinstruktor und Stuntfahrer im Auto würde ich gerne noch etwas ausbauen 🙂
Danke für das Interview und bis ganz bald, Euer Andi 🙂